Die Chronik der Karnevalsgesellschaft Süetenicher Schlipse e.V.

1. Die Vorzeit

Die Karnevalsgesellschaft Süetenicher Schlipse wurde im Jahr 1951 gegründet. Laut Überlieferung verfügten die Sötenicher in der ansonsten strukturschwachen, landwirtschaftlich geprägten Eifelregion aufgrund gutbezahlter Arbeitsstellen im örtlichen Zementwerk über ein Einkommen, welches auch eine entsprechende Sonntagskleidung mit Krawatte, dem "Schlips" erlaubte. Daher wurden die Sötenicher als "Schlipse" bezeichnet, was den Ausschlag für den Vereinsnamen gab.
Der erste bekannte Vereinsvorsitzende war der damalige Hauptlehrer Arnold Farber, ihm folgten 1956 Hermann Ley und 1958 Hermann Pütz. Als Sitzungspräsidenten fungierten zunächst Hermann Milz, dann Arnold Farber, danach Theodor Meyer und zuletzt Hermann Pütz. Der Elferrat wurde in jeder Session neu zusammengestellt.
Die erste Karnevalssitzung fand am 11.11.1951 im Urfttalhotel (Inhaber: Hans Horn), dem Standquartier der Schlipse statt. Fortan wurden in jeder Session mehrere Sitzungen veranstaltet. Auch eine Kindersitzung findet im Jahr 1951 schon Erwähnung. Die Sitzungen wurden ausschließlich mit eigenen Kräften gestaltet. Aus dem Jahr 1955 ist das Sitzungsprogramm protokolliert mit den Künstlern: Robert Ehlen, Hermann Milz, Heinz Hensch, Herrmann Hensch, Karl Schreiber, Robert Dahmen, Peter Thönnessen, den "4 Schlipsen" (Robert Ehlen, Fritz Müller, Josef Milz und Rolf Farber) und der Tanzgruppe. Die Tanzgruppe bestand aus Sötenicher Mädchen sowie dem Funkenmariechen Elisabeth Geißler, später Maria Sures, zuletzt Sonja Schumacher und dem Tanzoffizier Maria Kabella (geb. Gasper). Der Umkleideraum war die Kegelbahn, wo sich vor dem Auftritt Mut angetrunken wurde und anschließend die "Aftershowparty" stieg.
Viele Sötenicher Künstlerinnen und Künstler begeisterten das närrische Publikum bei den stets ausverkauften Sitzungen. Als einer der größten Karnevalsstars auf der Sötenicher Bühne darf sicherlich Robert Ehlen bezeichnet werden, der auch das heute noch in jeder Session gesungene Sötenicher Prinzenlied "Ose Prinz bruch keene Adelsbreef" komponierte.
Neben den Kappensitzungen fanden an jedem Karnevalswochenende von Samstags bis Dienstags Tanzveranstaltungen statt, die musikalisch von der Kapelle Peter de la Motte gestaltet wurden. Auch von zahlreichen Kameradschaftsabenden und Ausflügen wird berichtet.
Selbstverständlich fanden auch in jeder Session Rosenmontagszüge mit musikalischer Begleitung und zahlreicher Beteiligung aller Sötenicher Jecken statt. Würde auch heutzutage der TÜV bei dem Zustand der Wagen einen Herzkasper bekommen, so tat das der puren Freude keinen Abbruch. Diese Umzüge wurden aus Geld- und Sachspenden finanziert. So ist z.B. aus dem Jahr 1956 neben einer größeren Spende für Bonbons auch die Zuwendung von 50 Zigarillos verbrieft.
Gegen Ende der 50er Jahre ließ dann aber die Karnevalsbegeisterung in Sötenich nach. Im Jahr 1960 wurde die letzte Prunksitzung durchgeführt. In der Vereinsversammlung am 31.07.1960 erklärte der damalige Vorsitzende Herrmann Pütz seinen Rücktritt, da "die Interessenlosigkeit so groß sei und keiner mehr Lust und Liebe zu dem Karnevalsverein habe". Daraufhin wurde das Kassenbuch gesperrt und der Verein ruhend gestellt.

2. Die Zwischenzeit

Nach einer Zeit der Karnevalslosigkeit in Sötenich fanden ab 1972 am Rosenmontag wieder Umzüge statt. Bis dahin organisierten sich einige wenige Familien, die mit  Bollerwagen und anderen Fahrmöglichkeiten am Rosenmontag durch das Dorf zogen. Am 06.02.1972, eine Woche vor Karnevalssonntag, wurde bei  einem feuchtfröhlichen Frühschoppen einiger Sötenicher Junggesellen im Hotel Urfttal  die Idee zum Rosenmontagszug geboren. Federführend nahm der Sötenicher Rolf Jaeck die Sache in die Hand. Er organisierte dazu Traktoren und landwirtschaftliche Anhänger, die am Karnevalssonntag  auf dem Parkplatz  des Hotel Urfttal bereitgestellt wurden. Nach Beratschlagung und mit polizeilichem Segen baute man am Karnevalssonntag mit Dachlatten behelfsmäßig die Aufbauten.
So ließ der erste inoffizielle Zugleiter Kurt Geschwind den ersten Rosenmontagzug nach seiner Aufstellung am Mühlenberg mit bunten Wagen und lustigen Fußgruppen in Richtung Ortsmitte starten.
Dem Zug voran ging der damalige Fahnenadjutant Wolfgang Linden.
Offizielle Tollitäten gab es noch nicht, jedoch war hinter den Kulissen die Funktion des Rosenmontagsprinzen heftig "umkämpft". So bestieg als erster inoffizieller Prinz Karl Heinz Ley als Prinz Heini I. im Ornat den sogenannten Prinzenwagen, der später unter dem Namen  "Säus-Kaa" noch berühmt werden sollte. Karl-Heinz Ley folgten später unter anderem Hermann Milz, Alfred Kurth und Alois Müller auf den Prinzenthron.
Im Jahr 1978 baute die Wülfrather Zementwerk GmbH unter der Leitung von Herrn Direktor Mathesius einen ersten Mottowagen. Dieser fuhr als Schlusswagen in der Funktion des Prinzenwagens.
Der letzte inoffizielle Prinz, der diesen Wagen als seine Hofburg in der Session 1980/1981 bestieg, war Siegfried  I. (Happrich).

3. Die Neuzeit

In der Session 1980/1981 wurde aus dem Spaß der Zwischenzeit Ernst, das heißt, es wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Der Verein wurde offiziell wieder belebt. Laut Protokoll wurde auf einer Versammlung in der Gaststätte Bednorz am 11.01.1981 ein Karnevalsverein zur Weiterführung des Rosenmontagszugs gegründet. In den Vorstand wurden gewählt als 1. Vorsitzender Peter Simmler, als 2. Vorsitzender Peter Geschwind, als Schriftführer Wolfgang Hamelmann. Als Beisitzer wurden gewählt Hans Höger, Willi Löhr, Hans Thiesen, Manfred Bischoff, Toni Mießeler und Robert Lütgen.

Doch schnell wurde aus dem ursprünglich als Vereinszweck ausgegebenen Ziel viel mehr. Nach dem Rosenmontagszug fanden mehrere Versammlungen zur Vorbereitung der nächsten Session mit mehreren Veranstaltungen statt. So fieberte alles der ersten Proklamationssitzung am 14.11.1981 im Saal Hamelmann entgegen. Im Rahmen eines bunten Sitzungsprogramms mit eigenen Kräften unter der Leitung von Peter Geschwind wurde das große Geheimnis um die ersten Sötenicher Tollitäten der Neuzeit gelüftet: Prinz Stefan I. und Prinzessin Anneliese I. (Rickauer). Zu Ehren der Tollitäten tanzten auch gleich zwei neuformierte Tanzgruppen des Vereins: die Mädchentanzgarde mit dem Tanzpaar Bernd Höger und Gabi Schröder unter Leitung von Ulrike Müller, sowie der Prinzengarde  als Männertruppe unter der Leitung von Helmut Poensgen. Später "fusionierten" diese beiden Formationen als gemischte Tanzgarde unter der Leitung von Trainerin Ulrike Müller und feierte als Prinzengarde viele Jahre zahlreiche Erfolge auf den Karnevalsbühnen dieser Welt.
Dieser "Urformation" folgten im Laufe der Jahre diverse Tanzformationen in allen Altersklassen sowohl im Gardetanz- als auch im Showtanzbereich.
Im Januar 1982 fanden bereits zwei Prunksitzungen im Saal Hamelmann mit zahlreichen eigenen Kräften statt, was sich aufgrund des großen Interesses sowohl bei den Aktiven als auch beim Publikum in den nächsten Jahren fortsetzte. Weitere Veranstaltungen wie der Preismaskenball und natürlich der Rosenmontagszug etablierten sich mit ebenso großem Erfolg. Schnell wurden auch Kontakte mit anderen Karnevalsgesellschaften, zum Beispiel mit den Vereinen der "Ringgemeinschaft Altkreis Schleiden", geknüpft, welche auch heute noch intensiv gepflegt werden.

4. Im Zelt

Am 23.10.91 erhielt unser Vorsitzender Toni Mießeler die Nachricht, dass der Saal des Urfttalhotels wegen Verkaufs für uns nicht mehr zur Verfügung steht. Daher wurde kurzfristig der Beschluss gefasst, die zukünftigen Veranstaltungen der KG in einem Festzelt am Karnevalswochenende durchzuführen. Mit der Kostümsitzung startet am 22.02.1992 für die KG Süetenicher Schlipse die erste Zeltsession.
Da das Zelt immer erst eine Woche vor der Karnevalssitzung aufgebaut werden konnte, war der Aufwand für den Bühnenbau enorm. Paletten wurden für die Bühne verwendet, welche einige Jahre später durch Gerüstböcke ersetzt wurden. Das Gerüst wurde uns von der Firma Gerüstbau Wollenweber zur Verfügung gestellt. Bei der Zeltdekoration wurden aus Sparsamkeit die Girlanden von Jahr zu Jahr wiederverwendet. Mit Zelten der Pfarrgemeinde wurde ein Vorzelt und ein Umkleideraum geschaffen, welcher später durch einen beheizten Bauwagen ersetzt wurde. Mit Wintereinflüssen hatten wir stets zu kämpfen, im Toilettenwagen gefror das Wasser und die Abflussrohre waren zu. Der Schießclub stellte uns später seinen beheizten WC-Wagen zur Verfügung. Zur Bewältigung von Schneemassen waren teilweise auch Nachteinsätze nötig
Nur durch den Einsatz von allen Aktiven sowie zahlreicher freiwilliger Helfer war es möglich,  reibungslose Abläufe auch unter schwierigen Bedingungen sicherzustellen.
In dieser Zeit fanden die Vorstellungen unserer Tollitäten in der Gaststätte "Em Backes“ statt. Dort war es zwar eng, aber gemütlich und stimmungsvoll. In der Session 1996/1997 wurde noch kurz vor der Vorstellung des Dreigestirnes bei der Jungfrau mit Hilfe einer Pudel-Schermaschine aus dem Hundesalon das Outfit optimiert.

5. Im Bürgerhaus

Nach sechs Jahren Festzelt waren wir froh, im neu errichteten Bürgerhaus auf dem Dorfplatz eine neue Heimat mit wesentlich komfortableren Möglichkeiten für alle Veranstaltungen zu finden. Das erste Event in unserer guten Stube startete am 22.11.1997 mit der Proklamation für die Session 1997/98 unter dem Motto “Schlipse ohe‘, wir fahren zur See”. Seit dem genossen die Veranstaltungen im „Sötenicher Gürzenich“ Kultstatus.

 

Die Hochwasserkatastrophe vom 14./15. Juli 2021 brachte hier ein jähes Ende!

Infolge der enormen Flutschäden am Bürgerhaus musste dies abgerissen werden.

Wir hoffen, dass unsere Veranstaltungen irgendwann in einem neuen Sötenicher Bürgerhaus wieder stattfinden können.

Der aktuelle Stand zum Neubau eines modernen Bürgerhaus/Sportlerheim am Sportplatz  ist auf der Sötenich-Homepage zusammengefasst.

Wenn alles gut läuft hoffen wir, dass wir in absehbarer Zeit unsere Veranstaltungen endlich wieder in Sötenich durchführen können...